Kommentar |
Im Kontext von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz haben Stimmen eine neue Relevanz erhalten. Stimmen, mit denen ‚intelligente‘ Maschinen mit Menschen kommunizieren könnten, sind allerdings etwas, das die Menschheit bereits seit Jahrhunderten imaginiert. Jedoch erzeugte schon die Sprechmaschine des Wolfgang von Kempelen, Ende des 18. Jahrhunderts, bei den Rezipient*innen einen "Schauer".
Mary Shelleys Frankenstein (1818) bringt sich selbst das Sprechen bei und E.T.A. Hoffmann hat 1816 im Sandmann die Puppe Olimpia imaginiert, die ihre „Bravour-Arie mit heller, beinahe schneidender Glasglockenstimme“ singt. Jacques Offenbach hat diese Geschichte dann 1881 in seiner Oper Les Contes d'Hoffmann umgesetzt und seit dem Ende des 20. Jahrhunderts singt und tanzt sich Hatsune Miku, der bekannteste Avatar der Vocaloid-Programme, durch das Internet.
Wir werden im Seminar gemeinsam künstliche Stimmen vom 18. Jahrhundert (dem 'Automatenzeitalter) bis in die Gegenwart, von den Avataren des Vocaloid-Programms und ihren Stimmen, bis hin zu Siri, Alexa und Co., analysieren und dabei besonders deren Präsentation und Rezeption im Kontext anthropologischer Vorstellungen diskutieren. |