Kommentar |
Die Unterscheidung von Gesellschaft und Gemeinschaft stellt ein Charakteristikum der sich ausbildenden Soziologie als wissenschaftliche Disziplin um 1900 dar. Für Ferdinand Tönnies war sie 1887 titelgebend für seine Monographie, der er den Untertitel 'Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen' gab. Max Weber sprach wenig später unter Bezugnahme auf Tönnies von Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung. Im Kern, wenngleich dies die soziologische Debatte ein wenig verkürzt, geht es um die Unterscheidung unterschiedlicher 'Nahformen' sozialer Beziehungen. Nach Weber beruht Vergemeinschaftung auf "subjektiv gefühlter Zusammengehörigkeit der Beteiligten", während 'Vergesellschaftung' auf "rational motiviertem Interessenausgleich' beruhe. Beides lässt sich auch am Beispiel vormoderner Gesellschaften beobachten. 'Nähere' und 'fernere' Interaktionsbeziehungen lassen sich etwa am Beispiel spätmittellalterlicher Stadtgesellschaften beobachten, die im Mittelpunkt des Proseminars stehen. Mit der Analyse innerstädtischer und stadtübergreifender sozialer ZUsammenschlüsse sind in der Veranstaltung eine Einführung in die Gesellschaft(en) der Zeit ebenso verbunden wie eine Beschäftigung mit Traditionen und neueren Perspektiven der Erforschung des Spätmittelalters, die zugleich Aufschluss über die Arbeitsweise von Historiker*innen bieten. Für einen Leistungsnachweis vorbereitende Lektüre, regelmäßige Mitarbeit im Proseminar, die Übernahme eines Referats und die Abfassung einer Hausarbeit verpflichtend.
Die Teilnahme am Tutorium (1 SWS) am Donnerstag um 12-13 Uhr oder um 13-14 Uhr ist verpflichtend.
Bei Überbelegung der Veranstaltung entscheidet das Los über die Teilnahme. |